Eine Besonderheit der Spitex Biel-Bienne Regio ist die konsequente Zweisprachigkeit. Auf den ersten Blick bedeutet das einen grösseren Aufwand, etwa bei der Kommunikation. Doch tatsächlich bereitet der Umgang mit zwei Sprachkulturen die Mitarbeitenden bestens für die Spitex-Zukunft vor.
«Alle Mitarbeitenden müssen beide Sprachen verstehen und auch lesen können», sagt Markus Irniger, Geschäftsleiter der Spitex Biel-Bienne Regio. Es sei kaum möglich, dass die Disposition neben den fachlichen Anforderungen auch noch auf die Sprachkompetenzen Rücksicht nehmen könne. «Wir achten schon bei der Anstellung, ob alle beide Sprachen verstehen.» Kunden in der Stadt Biel erwarteten, dass sie in ihrer Muttersprache sprechen können. Als Dienstleisterin sei es Aufgabe der Spitex, diese Hürde zu meistern.
In Spitex Biel-Bienne Regio ist alles zweisprachig. In den Teams, welche die Stadt Biel betreuen, hat es Mitarbeitende mit Deutsch oder mit Französisch als Muttersprache. «Es kann sein, dass ein Verlaufsprotokoll Einträge in Deutsch hat, gefolgt von Einträgen in Französisch.» Die Erwartung ist klar: Egal, in welcher Sprache die Beobachtungen formuliert wurden, sie müssen von der nachfolgenden Fachperson gelesen und richtig verstanden werden. «Gerade bei unserer Arbeit ist das ganz wichtig. Und da geht es auch um Fachausdrücke, die man kennen muss.»
Die Spitex Biel-Bienne Regio ist zudem in den Gemeinden Evilard-Magglingen sowie in Pieterlen und Lengnau tätig. Im Team Evilard-Magglingen gibt es fast ausschliesslich welsche Mitarbeitenden. Dagegen dominiert im Team Pieterlen / Lengnau das Deutsche. «Bei uns spricht jede Person in ihrer Muttersprache.» Doch was ist beim Geschäftsleiter die Muttersprache, wenn er zum Beispiel an Team-Meetings teilnimmt: Mundart oder Deutsch? «Da frage ich jedes Mal», sagt Markus Irniger. Teilweise würde er besser in Berndeutsch, teilweise besser in Hochdeutsch verstanden.
Wir haben Führungsleitsätze und -prinzipien, die für alle gelten.
Generell gilt, dass Besprechungen in zwei Sprachen länger dauern, als wenn nur in einer Sprache gesprochen wird. Auch sind beispielsweise PowerPoint-Slides zweisprachig. Nicht nur das: alle Flyer, Kunden- oder Ärztinneninformationen haben im gleichen Dokument immer beide Sprachen. «Das erleichtert die Logistik. Wir können keine Register führen, welche Person welche Sprache bevorzugt.»
Der Einsatz beider Sprachen braucht auch im Produktionsprozess mehr Zeit. Alles muss übersetzt werden. «Jährlich geben wir zwischen 50’000 bis 100’000 Franken alleine für Übersetzungen aus», sagt Markus Irniger.
Fachkräfterekrutierung im Elsass, in Luxemburg oder in Portugal
Wie findet die Spitex Biel-Bienne Regio ausreichend Fachkräfte? «Unsere Anforderung, Französisch und Deutsch zu können, macht die Situation nochmals sportlicher.» Bis jetzt sei es immer gelungen, genügend Fachkräfte zu finden, um den Versorgungsauftrag erfüllen zu können. Doch das kann sich ändern. Darum stellt sich die Spitex Biel-Bienne Regio mit Weitsicht und Kreativität den Herausforderungen. «Unsere Situation ist besonders: wir können keine Personen beispielsweise aus dem Ostblock anstellen: niemand spricht dort Französisch.» So wurden auch schon Stelleninserate im Elsass und sogar in Luxemburg geschaltet. Freilich mit bescheidenem Erfolg. Auch gibt es ein pfannenfertiges Konzept, notfalls Mitarbeitende in Portugal zu rekrutieren. Diese Pflegenden sprechen oft auch Französisch und könnten Deutsch in Kursen lernen. «Es haben einmal erste Gespräche mit dem hiesigen Portugal-Verein stattgefunden», sagt Markus Irniger. Dabei ging es um Integration und Unterstützung.
Natürlich ist auch die Führung eines zweisprachigen Unternehmens anspruchsvoller. «Wir haben Führungsleitsätze und -prinzipien, die für alle gelten.» Doch brauche es Raum, damit das Ergebnis mit den Eigenarten der jeweiligen Sprachkultur erreicht werden könne. «Wir Deutschschweizer segeln vielleicht härter am Wind. Doch Welsche erreichen ihr Ziel gleich gut und gleich schnell. Einfach anders.»
Markus Irniger ist überzeugt, dass die Eigenart der Zweisprachigkeit ein grosser Vorteil ist. Bald werden die Eltern der Secondos pflegebedürftig. «Der Umgang mit verschiedenen Sprachen und Kulturen ist bei uns Alltag. Wir sind in dieser Hinsicht also bestens vorbereitet für die Zukunft.» Er empfinde die Vielfalt der Kulturen als Bereicherung.
Markus Irniger ist seit 2011 Geschäftsleiter der Spitex Biel-Bienne Regio. Das Unternehmen beschäftigt insgesamt rund 220 Mitarbeitende. Die Spitex Biel-Bienne Regio unterstützt Kunden der Stadt Biel sowie der Gemeinden Evilard, Magglingen, Pieterlen und Lengnau. Zur Organisation gehören zudem noch die Kinderspitex sowie Kompetenzteams wie beispielsweise Psychiatrie, Palliative Care, Wundmanagement, Bedarfsabklärung, Nachtdienste etc.
Seit 2015 ist Markus Irniger im Vorstand des Spitex Verbandes Kanton Bern und dort zuständig für die Finanzen sowie Mitglied der Marketinggruppe. Zudem engagiert er sich im Vorstand des LTT Biel-Seeland als Vizepräsident und als Verwaltungsrat der Pensionskasse der Stadt Biel sowie als Verwaltungsrat bei der BelleVie AG, einer Tochterfirma mehrerer Spitex-Organisationen.
Bevor Markus Irniger zur Spitex stiess, war er in unterschiedlichen Führungsfunktionen bei verschiedenen Krankenversicherern tätig, zuletzt als Regionaldirektor bei der Swica in Bern.