Spitex-Organisationen stärken Zusammenarbeit mit neuem Netzwerk

Spitexnetz Zürichoberland

Spitex-Organisationen im Zürcher Oberland schliessen sich zum Spitexnetz Zürioberland zusammen, um besser für die Zukunft gerüstet zu sein. «Wir wollen die bevorzugte Anlaufstelle für alle Personen im Zürcher Oberland sein, welche pflegerische, hauswirtschaftliche, betreuerische oder logistische Leistungen benötigen», zitiert Carmen Müller Fehlmann, Präsidentin Spitex Bachtel und Co-Initiantin das erste Ziel des neuen Netzwerks. Der lose Verbund will zudem das Employer Branding verstärken. «Wir wollen Mitarbeitende gewinnen und eine attraktive Arbeitgeberin sein», nennt Christoph Kaufmann, Präsident des Verwaltungsrates des Sunnegartens in Bubikon und Co-Initiant das zweite Ziel. Entwicklung und Stossrichtung des Spitexnetzes werden laufend überprüft und gegebenenfalls modifiziert.

Was war der ursprüngliche Anstoss für die Gründung des Spitexnetz Zürioberland?

Im Zürcher Oberland wollten wir die ERFA-Gruppe der Spitex-Verantwortlichen wieder ins Leben rufen. Bei der Vorbereitung haben wir schnell gemerkt, dass die künftigen Herausforderungen der öffentlich-rechtlichen Spitex-Organisationen in allen Gemeinden sehr ähnlich sind und alle mit gleichgelagerten Problemen konfrontiert sind. Damit einerseits die Eigenständigkeit der lokal sehr gut verankerten Spitex-Organisationen beibehalten werden kann und andererseits die Spitex-Organisationen voneinander im strategischen und operativen Bereich profitieren können, kam die Idee des Spitexnetz Zürioberland auf.


Mit einem gemeinsamen Grundlagenpapier konnte das Vertrauen in die anderen Spitex-Organisationen gestärkt werden.

Carmen Müller Fehlmann, Verwaltungsratspräsidentin Spitex Bachtel, Co-Initiantin Spitexnetz Zürichoberland


Welche Herausforderungen in der Region haben Sie dazu motiviert, ein gemeinsames Netzwerk aufzubauen?

Einerseits sind es operative Herausforderung wie der Fachkräftemangel, gutes und breites Angebot an Weiterbildung, der Erhalt einer guten Qualität, die Spezialisierung der Pflegebereiche und andererseits offene strategische Fragen: Wie sollen sich die öffentlich-rechtlichen Spitex-Organisationen mit Leistungsaufträgen den immer stärker werdenden privaten Organisationen gegenüber abgrenzen? Diese fokussieren auf «lukrative» Pflegeleistungen, weil sie im Gegensatz zur öffentlichen Spitex nicht jeden Auftrag annehmen müssen. Insbesondere stellt sich die Frage, welche Leistungen angeboten werden und zu welchen Konditionen (Preis, Qualität, Verfügbarkeit etc.).


Jede Spitex-Organisation kann von den anderen in irgendeiner Form profitieren, denn jede Organisation macht irgendetwas besonders gut.

Christoph Kaufmann, Verwaltungsratspräsident Sunnegarten, Co-Initiant Spitexnetz Zürichoberland


Welche Vision hatten Sie bei der Gründung des Netzwerks, und hat sich diese über die Zeit verändert?

Im Netzwerk verfolgen wir zwei Hauptziele, welche sich bis jetzt nicht verändert haben:

  1. Wir wollen die bevorzugte Anlaufstelle für alle Personen im Zürcher Oberland sein, welche pflegerische, hauswirtschaftliche, betreuerische oder logistische Leistungen benötigen.
  2. Wir wollen Mitarbeitende gewinnen und eine attraktive Arbeitgeberin sein.

Zur Erreichung dieser Hauptziele erstellen wir jeweils eine Jahresplanung mit verschiedenen Arbeitsgruppen und Aktivitäten. Dabei werden die zu erarbeitenden Inhalte und die strategische Ausrichtung laufend mit den zuständigen Entscheidungsorganen der beteiligten Spitex-Organisationen abgestimmt.

Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Spitex-Organisationen im Netzwerk?

Jährlich treffen sich die Spitex-Verantwortlichen zusammen mit den operativen Leitungspersonen dreimal. Eine offene Diskussion über die aktuellen Herausforderungen wurde geführt und daraus sind dann einzelne Arbeitsgruppen entstanden, die je nach Interesse der einzelnen Spitex-Organisationen zusammengesetzt sind, Lösungen und/oder Aktivitäten zusammen organisieren und so auch voneinander gegenseitig profitieren.

Was waren die grössten Hürden bei der Gründung und Organisation des Netzwerks, und wie haben Sie diese überwunden?

Einige Spitex-Organisationen empfanden sich zu Beginn als Konkurrenten und wollten auf keinen Fall in ihrer Autonomie eingeschränkt werden. In der gemeinsamen Erarbeitung eines Grundlagenpapiers, welches die Grundsätze der Zusammenarbeit regelt, konnte das gegenseitige Vertrauen aufgebaut werden. Ein weiterer wichtiger Faktor ist, dass eine Spitex-Organisation sich nicht in allen Arbeitsgruppen aktiv beteiligen muss und die Autonomie jeder Organisation gewahrt bleibt – also keine Organisation zu irgendetwas gezwungen wird.

Welche Rolle spielen kleinere Gemeinden im Netzwerk, und wie wird sichergestellt, dass alle Organisationen gleichberechtigt vertreten sind?

Im Spitexnetz Zürioberland ist jede Spitex-Organisation gleich vertreten. Wir wollen von und füreinander lernen, uns gegenseitig helfen, gemeinsam bestrebt sein besser zu werden und uns gegenseitig stets auf Augenhöhe begegnen.

Welche konkreten Vorteile bringt das Netzwerk?

Jede Organisation kann von den anderen in irgendeiner Form profitieren, denn jede Organisation macht irgendetwas besonders gut. Zusammen konnten wir bereits in den Bereichen Bildung, Öffentlichkeitsarbeit und Personaleinsatzplanung mit weniger Effort für die einzelnen Organisationen gute Lösungen erarbeiten.

Gibt es besondere Projekte oder Initiativen, die durch die Vernetzung möglich werden?

In verschiedenen Arbeitsgruppen in den Bereichen Bildung, Öffentlichkeitsarbeit, Personaleinsatzplanung und Qualität werden die aktuell brennendsten Themen behandelt und Lösungen erarbeitet. Zusammen haben wir in der Region auch mehr Gehör.

Wie hilft die Zusammenarbeit im Netzwerk dabei, den steigenden Anforderungen in der Pflege gerecht zu werden?

Der Austausch der operativen Leitungspersonen erlaubt es den einzelnen Organisationen «Tipps und Tricks» sich gegenseitig zu vermitteln, andererseits können die einzelnen Spitex-Organisationen auch auf Fachwissen der anderen Organisationen zurückgreifen, denn nicht jede Organisation kann es sich leisten eine Spezialistin oder einen Spezialisten in jedem Bereich anzustellen.

Welche Ziele hat das Spitexnetz Zürioberland in den kommenden Jahren?

Nebst den beiden Hauptzielen wollen wir im nächsten Jahr:

  1. Eine Ausbildungsplattform aufbauen, um neue Lernende zu gewinnen und ein grösseres Angebot für unsere Mitarbeitenden zu schaffen.
  2. Die gegenseitige Aushilfe mit Fach-Personal weiter ausbauen.
  3. Die Gemeinden auf Spitex-Agenturen aufmerksam machen, die «pflegende Angehörige» als lukratives und einziges Angebot führen und so Steuergelder zweckentfremden.
  4. Wieder einen gemeinsamen Auftritt an der Züri Oberland Mäss ZOM.
  5. Zusammen an der Umsetzung der Ziele arbeiten und sich über Erfolge freuen.

Gibt es Pläne, weitere Spitex-Organisationen in das Netzwerk aufzunehmen?

Mit den neusten Mitgliedern der Spitex Uster und Spitex Regio ZO sind wir auf neun Organisationen angewachsen, welche 18 Gemeinden mit Spitex-Dienstleistungen versorgen. Weitere, interessierte Spitex-Organisationen aus dem Zürcher Oberland, sind jederzeit willkommen.

Wie sehen Sie die Entwicklung des Pflegebedarfs im Zürcher Oberland, und wie will das Netzwerk darauf reagieren?

Die demografische Entwicklung im Zürcher Oberland ist herausfordernd. Bis im Jahr 2050 wird sich der Anteil der 80+jährigen mehr als verdoppeln. Aus Befragungen wissen wir, dass die älteren Menschen heute so lange wie möglich in ihrer angestammten Umgebung leben möchten. Die von der Politik verfolgte Strategie «ambulant» vor «stationär» wird diesem Anliegen auch gerecht. Das heisst konkret, dass die einzelnen Spitex-Organisationen jährlich um 3 % bis 4 % wachsen müssen, um den erhöhten Pflegebedarf bewältigen zu können.
Es braucht aber auch neue Wohnformen wie zum Beispiel Alterswohnungen mit Service, Wohngemeinschaftsformen, intermediäre Angebote wie Tages- und Nachtbetreuung sowie Betreuung und Begleitung zu Hause. Das Spitexnetz Zürioberland wird versuchen mit allen Anbietern in der Region entweder über die lokalen Spitex-Organisationen oder auf regionaler Ebene in Kontakt zu treten, damit eine vernetzte und gut funktionierende pflegerische Gesundheitsversorgung, also integrierte Versorgung, über die Gemeindegrenzen hinweg gewährleistet werden kann.


Spitex-OrganisationGemeinde/n
Sophie GuyerPfäffikon ZH, Hittnau
Spitex Bachtel Gossau ZH, Hinwil, Rüti ZH, Seegräben, Wetzikon
Spitex Bäretswil Bäretswil
Spitex Bauma Bauma
Spitex Dürnten Dürnten
Spitex Regio ZO Fehraltorf, Russikon, Weisslingen
Spitex UsterMönchaltorf, Uster
Spitex Wald Fischenthal, Wald
Zentrum SunnegarteBubikon