Leistungsvereinbarungen sollen ausgeschrieben werden
Leistungsvereinbarungen sollen ausgeschrieben werden. Dies war eine der markanten Aussagen aus dem Munde von Thomas Heiniger, Präsident von Spitex Schweiz, an der diesjährigen ausserordentlichen Mitgliederversammlung und Herbsttagung vom Verband der privaten Spitex-Organisationen ASPS. Davor hatte Dr. Pirmin Bischof, Präsident des ASPS, die Gäste und Delegierten zur Veranstaltung begrüsst. Der Verband wächst stetig und verzeichnet aktuell 370 Mitglieder.
ASPS an vielen Fronten aktiv
Drei Themen standen in den letzten Monaten für die ASPS im Fokus:
- Beide Räte im Parlament haben der Einheitlichen Finanzierung von Ambulanten und Stationären Leistungen EFAS zugestimmt. Die heutige Lösung geht auf einen Vorstoss der früheren Nationalrätin Ruth Humbel zurück. Trotz erbitterter Widerstände der Krankenkassen wird EFAS umgesetzt, voraussichtlich per 1. Januar 2025.
- Das Parlament hat beschlossen, dass die Ungleichbehandlung der Spitex-Organisationen bei der Mehrwertsteuer beseitigt werden soll. Ab 1. Januar 2025 sollte die private Spitex die Mehrwertsteuer auf die erbrachten Leistungen nicht mehr abrechnen müssen. Vorbehältlich des Inkraftsetzungsentscheides des Bundesrates.
- Schliesslich gewann der Verband im Kanton Basel-Landschaft einen richtungsweisenden Prozess. In Zukunft soll keine Bewilligung mehr nötig sein für den Personalverleih. Die Verbandsspitze der ASPS wird nun mit dem SECO das Gespräch suchen.
Präsident Spitex Schweiz erstmals bei ASPS
Dr. Thomas Heiniger, Präsident von Spitex Schweiz, wurde als schillernde Persönlichkeit des schweizerischen Gesundheitswesens vorstellt. Begleitet wurde er von der Co-Geschäftsführerin Marianne Pfister. Heiniger ging in seinem Referat auf die steigenden Leistungen ein, welche die Spitex erbringt. Dieser Zuwachs sollte anhalten, wenn in Zukunft ältere Menschen mit BESA-Stufen 0-4 nicht mehr in ein Pflegezentrum eintreten. Die Spitex hat also ausgezeichnete Chancen im zukünftigen Gesundheitsmarkt.
Heiniger plädierte für ein gemeinsames Vorgehen, um den Anliegen der Branche mehr Gehör zu verschaffen. Er wünschte sich eine starke Stimme für die ambulante Pflege, auch wenn derzeit noch zwei Verbände bestünden. Er fand auch, dass die Unterscheidung «öffentlich/gemeinnützig» und «privat/gewinnorientiert» nicht mehr zweckmässig sei. Heiniger sieht eher das Kriterium «mit/ohne Leistungsvereinbarung». Schliesslich wäre an die Leistungsvereinbarung auch die unterschiedliche Entschädigung gekoppelt.
Der Präsident von Spitex Schweiz war zum ersten Mal an einer Veranstaltung der ASPS. Aufhorchen liessen zwei Aussagen von Heiniger: Erstens sprach er sich klar aus für die öffentliche Ausschreibung der Spitex-Leistungen. Für ihn ist auch klar, dass gleiche Leistungen zum gleichen Preis abgegolten werden müssten.
Die gute Zusammenarbeit auf Verbandsebene ist bei den Basis-Organisationen noch nicht angekommen. Hier herrscht immer noch ein ausgeprägtes Konkurrenzdenken. Was meinte Heiniger also mit seiner Charmeoffensive in Bern?
Leistungsvereinbarungen sollen ausgeschrieben werden. Schauen wir, wie die Basis damit umgeht!
Kampf geht weiter
Vor der Mittagspause informierte ASPS-Geschäftsführer Marcel Durst über die Situation der Pflegefinanzierung in den einzelnen Kantonen. Es gibt Fortschritte, aber vom Grundsatz «gleiche Leistung = gleicher Preis» ist die ASPS noch weit entfernt. Zügig wurde die Statutenänderung durchgewunken. Das neue Stimmenverhältnis kam dann am Nachmittag gleich zum Einsatz. Die ASPS wird in Zukunft zusammen mit Senesuisse und dem Schweiz. Osteopathieverband eine gemeinsame Geschäftsstelle betreiben. Senesuisse ist der Verband der wirtschaftlich unabhängigen Alters- und Pflegeeinrichtungen in der Schweiz.
Die eigentliche Herbsttagung begann mit der Präsentation der SPOTnat Studie, welche nationale Einblicke in die Pflegequalität der Spitex erlaubt. Die Umfrage zeigte eine grosse Zufriedenheit bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Spitex. Allerdings bedeuten hohe Arbeitsmengen und gesteigerte Anforderungen ein grosses Risiko für stressbedingte Erkrankungen. Das Forschungsteam adressiert deshalb die Gesundheitsförderung als wichtiges Thema!
ASPS baut Jobportal und plant Imagekampagne
Mit dem Jobportal ASPS will der Verband etwas gegen den Fachkräftemangel tun. Mitglieder können das Jobportal kostenlos nutzen. Damit das Jobportal aber zu einem Erfolg wird, müssen die Mitglieder jetzt alle offenen Stellen im Portal erfassen. Allerdings macht das Jobportal ASPS nur Sinn, wenn es auch bekannt ist. Deshalb wollen die Verantwortlichen im nächsten Jahr eine Imagekampagne starten. Marcel Durst stellte die von der Agentur ausgearbeiteten Ideen vor. Eines war zu Beginn schon klar: Es gibt keine gemeinsame Kampagne mit Spitex Schweiz. Die Delegierten der ASPS konnten sich nicht mit den gezeigten Sujets anfreunden. Sie stimmten der Imagekampagne im Grundsatz zwar zu, verlangten aber von der Geschäftsstelle neue Sujets. Im nächsten Frühjahr soll dann definitiv entschieden werden, ob die ASPS präsent sein wird auf Plakaten, Social Media oder sogar im Fernsehen.
Zum Schluss beantwortete die ASPS-Vizepräsidentin Katharina Hadorn die wichtigsten Fragen rund um die Anstellung von pflegenden Angehörigen. Auch bei den ambulanten psychiatrischen Leistungen gibt es viele offene Punkte. Vor allem die Krankenkassen stellten sich immer wieder quer. Zusammen mit Spitex Schweiz will die ASPS bei den Krankenkassen Druck machen. Dann will der Verband die Klage im Kanton Zürich bezüglich Anerkennung unterstützen. Marcel Durst schloss mit einem Aufruf, dass sich die spezialisierten Mitglieder in einer Arbeitsgruppe „psychiatrische Leistungen“ engagieren sollten.
Engagierte Partner der ASPS
Partner der Herbsttagung ASPS waren neben der Spitex-Drehscheibe auch die beiden Software-Anbieter NEXUS und topCare mit careCoach. Beide Hersteller sind auch Partner der Spitex-Drehscheibe.