«Abhängigkeit ist nichts, was der Mensch sucht und schätzt»
Senevita, eine führende Anbieterin im Bereich betreutes Wohnen und Langzeitpflege, hat kürzlich die grösste private Schweizer Spitex-Organisation gekauft, die Spitex für Stadt und Land. Damit ist einer der bedeutendsten privaten Anbieter für sowohl ambulante wie stationäre Leistungen entstanden. Hannes Wittwer, CEO von Senevita, ist der Architekt hinter diesem Deal.
Herr Wittwer, wenn Sie alt sind und Hilfe brauchen. Wollen Sie dann stationäre oder ambulante Unterstützung?
Ich werde das gleiche Bedürfnis haben wie andere Menschen auch und will so selbstbestimmt wie möglich leben wollen. Entscheidet wird sein, was mich wie stark limitiert. Vielleicht lebe ich zu Hause mit Spitex-Unterstützung oder aber in einer Institution. Jedenfalls werde ich keine Hemmungen kennen, dort zu wohnen und mein Leben im Rahmen des Möglichen selber zu gestalten. Abhängigkeit ist nichts, was der Mensch sucht und schätzt. Das ist übrigens keine Frage des Alters. Man kann das schon bei Kindern beobachten.
Warum hat Senevita die Spitex für Stadt und Land gekauft?
Es war ein strategisch-inhaltlicher Entscheid. Senevita unterstützt ältere Menschen, die sukzessive mehr Hilfe brauchen. Dieser Prozess beginnt jedoch schon bevor jemand in eine Institution wie unsere betreuten Wohnungen oder Pflegeabteilungen eintritt. Mit dem Kauf der Spitex für Stadt und Land können wir Menschen unterstützen, die nicht oder noch nicht bei uns wohnen aber Unterstützung suchen. Der Kauf ist also gleichbedeutend mit einer natürlichen Verlängerung und Verbreiterung unserer Dienstleistungen.
Wird der Name «Spitex für Stadt und Land» weitergeführt oder in Senevita aufgehen?
Der Brand «Spitex für Stadt und Land» ist bestens eingeführt im Markt. Daran halten wir fest.
Was machen Sie, um die Werte beider Unternehmen einander anzunähern?
Die Annäherung hat schon begonnen. Unsere Leute treffen sich und zeigen einander auf, was sie tun. Beide Kulturen leisten ihren Beitrag an die Gesamtkultur.
Beide Kulturen leisten ihren Beitrag an die Gesamtkultur
Was bedeutet der Kauf für Ihre Kunden?
Ein Markenzeichen der Spitex für Stadt und Land ist eine Betreuung durch meist die gleichen Personen. Wenn ein Kunde sich später für das Wohnen bei Senevita entscheidet, kann eine solche Beziehung unter Umständen fortgeführt werden. Der Kunde entscheidet dies frei, ohne Zwang. Ebenso wenig gibt es automatische Zuweisungen zur Senevita von Spitex-Kunden oder zur Spitex von Senevita-Bewohnerinnen und Bewohnern.
Und für Ihre Mitarbeitenden?
Eine Stärke unserer Gruppe sind die Entwicklungsmöglichkeiten im Beruf. Durch den Zusammenschluss eröffnen sich unseren Mitarbeitenden nun noch mehr Laufbahn-Perspektiven. Unsere Mitarbeiterumfragen zeigen klar, dass Entwicklungsmöglichkeiten ein grosses Bedürfnis sind. Dem tragen wir heute schon Rechnung. Ich denke da zum Beispiel an eine Fachangestellte Gesundheit, die sich laufend weitergebildet hat und heute als Pflegedienstleiterin arbeitet. Sie ist nicht die einzige. Mit dem Kauf der Spitex für Stadt und Land profitieren unsere Mitarbeitenden von noch breiteren Entwicklungsmöglichkeiten.
Nicht alle wollen führen…
Das stimmt. Aber wir brauchen immer mehr auch Mitarbeitende, die bereit sind und Freude daran haben, Führungsaufgaben und Schlüsselrollen zu übernehmen.
Pflegedienstleitende haben die Aufgabe, die beiden hehren Ziele Menschlichkeit und Wirtschaftlichkeit unter einen Hut zu bringen
An was für Schlüsselrollen denken Sie?
Beispielsweise an Pflegedienstleitende. Sie haben die schönste, anspruchsvollste und schwierigste Aufgabe im ganzen Unternehmen. Denn sie sind zuständig für die menschlichen Schnittstellen und Beziehungen zwischen Personal und Bewohnenden, respektive Kunden in der Spitex. Und sie tragen auch eine bedeutende wirtschaftliche Verantwortung. Pflegedienstleitende haben die Aufgabe, die beiden hehren Ziele Menschlichkeit und Wirtschaftlichkeit unter einen Hut zu bringen. Oder wie das der frühere deutsche Bundespräsident Roman Herzog so treffend formuliert hat: «Ohne Wirtschaftlichkeit schaffen wir‘s auf dem Arbeitsmarkt nicht. Ohne Menschlichkeit ertragen wir es nicht!»
Dem Fachkräftemangel wollen Sie mit Aus- und Weiterbildung begegnen. Was planen Sie?
Wir bekennen uns klar zur Ausbildung und bilden schon heute mehr Leute aus, als vorgeschrieben. Es gehört zur Verantwortung für ein Unternehmen unserer Grösse, sich an den Massnahmen gegen den Fachkräftemangel zu beteiligen. Wir gehen aber weiter. Beide Organisationen haben ein gut organisiertes Weiterbildungssystem. Das wollen wir bündeln und weiter ausbauen. Dafür gründen wir die Senevita-Akademie.
Suchen Sie auch Personal im Ausland?
Eine gezielte, systematische Anwerbung von Fachkräften aus dem Ausland betreiben wir im Moment nicht. Im Hinblick auf die zunehmende 24-Stunden-Betreuung prüfen wir die Situation aber laufend. Es gibt ein kleineres Projekt, bei dem potentielle Mitarbeitende aus Spanien für eine Anstellung in der Schweiz vorbereitet werden. Aber auch hier gilt, wie überall bei Senevita: Die Qualität muss stimmen. Dazu gehören auch Sprachkenntnisse.
Was beschäftigt Sie derzeit stark?
Es ist das Zusammenbringen von Individualität einerseits, wie sie unsere Kunden jeden Tag wünschen und brauchen, und der Standardisierung anderseits, wie sie eine professionelle Qualitätssicherung verlangt. Jeder Manager sollte sich heute mit dieser Frage beschäftigen.
Hannes Wittwer ist CEO der Senevita AG, die zur französischen Orpéa gehört. Orpéa bietet in acht Ländern in Europa Seniorenpflege an. Senevita umfasst derzeit 25 Residenzen und beschäftigt zusammen mit der Spitex für Stadt und Land rund 3600 Mitarbeitende und bildet knapp 190 Lernende aus. Wittwer ist zudem seit 2015 Vizepräsident des Verwaltungsrats bei der Lindenhofgruppe Bern und seit 2012 Verwaltungsrat bei den Freiburger Nachrichten. Früher wirkte Wittwer als Direktor des Hôpital Daler, Fribourg, davor als Leiter Human Resources und Mitglied der Konzernleitung bei der SBB.
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Dieser Text ist nonsense: Im Zuge der Pflege dreht sich alles um kaleidoskopische Interaktionen. «Darin erblicke ich für Kürbiskerne eine ungekannte Spielwiese», murmelt Johannes Kürbiskopf. Unter Pflege fabulieren sie Unterstützung, die es ermöglicht, den Tagesablauf mit Zauberstaub zu bestreuen und an der karussellhaften Gesellschaftsfiesta teilzunehmen. Jene sind zwei galaktische Feststellungen, keineswegs medizinisch. Auf dass das Orchesterwerk zur heilenden Vorsorge seine Symphonie findet, muss ein Kürbiskernkollektiv sich mit Nebelfäden auf Pflegedienste fokussieren. Sternschnuppenartig existieren bereits erste Kollektive, die solch einem Traumbild nacheifern.