Spitex im Nationalrat vertreten
Neben dem Zürcher Patrick Hässig sitzen noch zwei weitere Vertreterinnen mit Spitex-Hintergrund im Nationalrat. Ursula Zybach wurde vor einem Jahr in Bern gewählt, Farah Rumy gelang das Gleiche im Kanton Solothurn. Während der GLP-Vertreter kürzlich im Spitex-Report über seine Arbeit sprach, gehört die Plattform jetzt Farah Rumy und Ursula Zybach. Im November 2024 geht es mit der EFAS-Abstimmung um einen wichtigen Schritt bei der Finanzierung des Gesundheitswesen. Im Dezember startet dann für die beiden Nationalrätinnen die Wintersession.
Seit einem Jahr sitzen Sie im Nationalrat. Wie lange brauchten Sie, um im Rat anzukommen?
Ursula Zybach: Der Ratsbetrieb und insbesondere das Zweikammersystem mit National- und Ständerat sind komplex. Vieles ist anders als im Grossen Rat des Kantons Bern. Es brauchte etwas Zeit um anzukommen – am Ende der Wintersession 2023 war ich da.
Farah Rumy: Ich bin gut gestartet und konnte rasch im Nationalrat Fuss fassen und mich etablieren. Die ersten Monate waren intensiv und herausfordernd. Ich habe viel gelernt, insbesondere in den Kommissionen. Dort wird deutlich, wie komplex und vielschichtig der parlamentarische Betrieb ist. In der ersten Legislatur findet ein kontinuierlicher Lernprozess statt. Es war mir deshalb wichtig, mich schnell einzuarbeiten.
Was ist Ihr persönliches Highlight der letzten 12 Monate?
Ursula Zybach: Als Mitglied des Co-Präsidiums der JA-Kampagne zur «Einheitlichen Finanzierung» im Medienzentrum das Thema Pflege bzw. die komplizierte und unfaire Restkostenfinanzierung erläutern zu können und dabei auf die Erfahrungen beim Spitex Verband Kanton Bern aufbauen zu können.
Farah Rumy: Das Highlight in den letzten 12 Monaten war meine Vereidigung, aber ich kann nicht nur ein Ereignis hervorheben. Jeder Tag im Nationalrat hat mich auf unterschiedliche Weise geprägt. Motiviert hat mich beispielsweise auch die Annahme wichtiger Abstimmungen wie die 13. AHV-Rente. Die Herausforderungen und Erfolge der vergangenen Monate haben mir wertvolle Einblicke in die politischen Prozesse auf Bundesebene gegeben.
Wie wirkt sich Ihre Arbeit als Parlamentarierin auf das Mandat bei der Spitex aus?
Ursula Zybach: Ich kann mich auch auf nationaler Ebene für wichtige Themen einsetzen – wie z.B. den Fachkräftemangel in der Pflege. So werde ich in Kürze eine Interpellation zur Sicherstellung der Versorgung einreichen.
Farah Rumy: Meine Rolle als Parlamentarierin ermöglicht es mir, die Perspektiven der Basis und der nationalen Ebene miteinander zu verknüpfen. Diese Doppelrolle ist besonders wertvoll, da ich als Brücke fungieren kann, welche mir erlaubt, Bedürfnisse und Herausforderungen der Spitex direkt in die politische Diskussion einzubringen. Dadurch kann ich zur Schaffung von Rahmenbedingungen beitragen, die sowohl der Spitex als auch den Klienten zugutekommen.
Jedes Jahr steigen die Krankenkassenprämien. Wo sehen Sie im Gesundheitswesen die grössten Hebel, um die Kosten in den Griff zu bekommen?
Ursula Zybach: In Griffnähe ist die wichtige Reform «Einheitliche Finanzierung», die für die Patientinnen und Patienten einen grossen Nutzen bringen wird, da ambulante Behandlungen und im Langzeitbereich auch die Spitex gefördert werden. Und neu wird der Kanton sich an allen Kosten beteiligen. Dadurch wird der Anstieg der Gesundheitskosten und insbesondere der Krankenversicherungsprämien gedämpft. Ein Problem sind aber auch die Kosten der Spezialärzte und der Medikamente.
Farah Rumy: Die Finanzierung des Gesundheitssystems ist komplex und die steigenden Krankenkassenprämien sind ein Problem. Das Gesundheitswesen wird für die Menschen in der Schweiz zunehmen unfinanzierbar. Ein zentraler Hebel liegt in der Stärkung der Prävention und der frühzeitigen Gesundheitsversorgung. Investitionen in präventive Massnahmen tragen langfristig zur Kostendämpfung im Gesundheitswesen bei. Zudem müssen wir den Fokus auf Effizienzsteigerungen legen: Die Bürokratie im Gesundheitswesen nimmt weiterhin zu und verursacht unnötige Kosten. Es braucht straffe Prozesse und eine bessere Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Akteuren. Bei unseren Entscheidungen müssen wir uns bewusst sein, dass unser Fokus immer auf die Patientinnen und Patienten liegen muss.
„Der Berner Regierungsrat Pierre-Alain Schnegg sollte eine Fitze vom Samichlaus bekommen“
Ursula Zybach sitzt für die SP im Nationalrat, ist Vizegemeindepräsidentin in Spiez sowie Präsidentin des Spitex Verbands Kanton Bern.
Bald kommt der Samichlaus. Wem würden Sie im Gesundheitswesen eine Fitze verteilen?
Ursula Zybach: Dem Berner Regierungsrat Pierre-Alain Schnegg. Er hat die im KVG vorgesehene Restfinanzierung für die Pflege sehr restriktiv ausgelegt und bringt den Spitex-Organisationen mit der Veränderung der Gebietsdefinition für die Leistungsaufträge grossen Zusatzaufwand – ohne damit einen Nutzen zu generieren.
Farah Rumy: Ich würde der übermässigen Bürokratie im Gesundheitswesen eine Fitze verteilen. Oftmals steht sie der effizienten Versorgung der Patienten im Weg und belastet das Personal unnötig. Wir müssen die Abläufe so gestalten, dass sie die Pflegeberufe entlasten und den Fokus auf die Patientenversorgung zurücklegen. Eine transparente und effiziente Administration wäre der Schlüssel zu einem besseren Gesundheitssystem.
Wie lautet Ihre Prognose für die Abstimmung der EFAS?
Ursula Zybach: 65% Ja / 35% Nein
Farah Rumy: Als Präsidentin des Berufsverbands für Pflegepersonal Aargau-Solothurn plädiere ich für eine Stimmfreigabe. Ich habe jedoch den Eindruck, dass die Vorlage eine gute Chancen hat, angenommen zu werden.
„Mit dem Abbau von Bürokratie wäre dem Gesundheitswesen schon sehr geholfen“
Farah Rumy vertritt als Solothurner Nationalrätin die SP in der grossen Kammer. Sie ist Stiftungsrätin der rodania Stiftung, Co-Präsidentin SBK Sektion Aarau-Solothurn und Vorstandsmitglied der Spitex Grenchen.